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Anmerkungen zur Sage von der goldenen Wiege

gegeben von Heinrich Koning

Diese Sage geht zurück auf die vorreformatorische Zeit, als ein Ordensmann der Kirche in Uelsen diente. Die Schrecken der Kriege verschonten auch die Grafschaft nicht. Raub, Brand und Schatzungen waren eine stete Bedrohung. Nach der Überlieferung besaß die Uelser Kirche einen wertvollen Kultgegenstand in Form einer goldenen Wiege mit einem Christkind darin. Diese Figur soll aus exotischem Ebenholz geschnitzt gewesen sein. Der Pater bemühte sich diesen Kirchenschatz vor räuberischem Zugriff zu bewahren und ihn gut zu verstecken. Bei Gefahr flüchtete er immer Richtung Westen, weil die meisten Angriffe auf das Dorf von Süden oder Osten kamen. Etwa 2 bis 3 km von der Kirche entfernt, direkt an der Stelle, wo die Gemeinden Uelsen, Itterbeck und Wilsum zusammentreffen, liegt ein Berg. Im Volksmund wird er der "Poaterbarg" genannt, weil die Überlieferung sagt, daß der Pater hier den Kirchenschatz vergraben hätte. 500 Meter davor liegt ebenfalls ein Hügel, der "Hasterbarg" genannt wird. Die Bezeichnung "Haster" soll von "hetzen" (schnell laufen) abgeleitet sein. Hier hat der Pater, laut Überlieferung, eine Pause eingelegt, bevor er über die hügelige Heide sein Ziel, den Poaterbarg, erreichte. Bemerkenswert ist, daß nur diese beiden Hügel einen Namen haben, sonst keiner weit und breit.

Heutzutage ist der Poaterbarg, 86 m über NN, mit einem Trigonometrischen Stein versehen, mit Kiefernwald bedeckt, der dem Fürsten zu Bentheim und Steinfurt gehört. Neben dem Grenzstein befand sich ein großer rötlicher Findling, der jedoch im August 1981 von dieser Stelle verschwunden ist. Bis zum Jahr 1938, kann ich mich noch erinnern, gab es dort nur in südlicher Richtung Waldungen. Mein Vater hat noch bis zum Jahre 1922 auf diesem Heideland Schafe gehütet. Überhaupt versammelten sich die Schäfer gerne auf dem Poaterbarg, weil sie von dort aus weite Strecken überschauen konnten. Bei klarem Wetter konnte man sogar Vasse und Hardenberg erkennen.

In den dreißiger Jahren wurde hier überall mit der Sand- und Kiesgewinnung begonnen, wenn auch noch nicht mit modernen Maschinen und Geräten. Es war mühevolle Handarbeit. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg gab es hier schon 5 Sandabbaubetriebe. Der Einwohner Veddeler gehörte auch dazu. Er hatte mit meinem Vater gemeinsam die Schule besucht. Eines Tages fragte er an, ob er im Feld nach Sand und Kies graben dürfe, was ihm von meinem Vater gestattet wurde. Nach einiger Zeit kehrte er zurück und wollte wissen, wo der Grenzverlauf war. Zu einem Abbau kam es nicht. Doch eigentümlich ist, daß er sich nur um das Gelände rings um den Poaterberg bemühte. Mein Vater war der Meinung, daß er an erster Stelle nach der goldenen Wiege suchen würde.

Interessant ist auch noch, daß sich um den Poaterberg ein Wall befindet, der ein Gebiet von ungefähr einem Hektar umschließt. Man sagt seit eh und je "Hilger Feld" dazu.

Nach Überlieferung unserer Vorfahren hat der Ordensbruder, der Pater, das Geheimnis um das Versteck des Kirchenschatzes mit ins Grab genommen. Nach meiner persönlichen Meinung befindet sich die goldene Wiege noch auf dem Gelände des Poaterberges oder, eine andere Möglichkeit, der Pater, der ja auch nur ein Mensch war, hat sie für sich behalten.

Überarbeitet und zusammengefasst von Hans-Joachim Freinatis.

 

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Erstellt: 23.03.2003, letzte Änderung: 11.07.2005    www.Uelsen-und-Umgebung.de