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Bronzezeithaus

Bronzezeit am Blekkerhof

Das Bronzeithaus in Uelsen

Seit dem Sommer 2005 steht in Uelsen ein rekonstruiertes Haus aus der Bronzezeit. Es wurde im Feriengebiet in unmittelbarer Nähe des Blekker-Hofes aufgebaut. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Haus wurde nach bestem Wissen und Gewissen rekonstruiert. Ob die Häuser vor 3000 Jahren wirklich genau so aussahen, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Dennoch, das Bronzezeithaus bringt die frühe Geschichte des Fleckens Uelsen zurück ins Bewusstsein. Spätestens seit dem Fund des Goldbechers in Gölenkamp im Jahre 1840 war deutlich, dass das Gebiet um Uelsen eine urgeschichtliche Bedeutung hatte. In historischen Quellen sind jungsteinzeitliche Großsteingräber am jetzigen Steenebarg bezeugt. Kein anderer Flecken im weiteren Umkreis besitzt so viele bronzezeitliche Grabhügel wie Uelsen. Einige Grabhügel sind allerdings Ende der 60er Jahre der Ortsausbreitung (Iland, Lasebrook, Steenebarg) zum Opfer gefallen, die verbliebenen Grabhügel werden aber nun um so mehr geschätzt und erhalten.

Grabhügel

Urgeschichtlicher Grabhügel, ca. 1 km vom Bronzeithaus in Richtung Hesingen

Die Idee des Bronzezeithofes hängt unmittelbar mit den Funden am Riedberg im Jahr 2003 zusammen. Ein Hobby-Archäologe fand in dem geplanten Neubaugebiet Uelsen-Ost Tonscherben, sowie auffällige dunkle Flecken im rötlich-gelben Erdreich. Unter der Leitung des Archäologen Dr. Jörg Eckert von der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg entdeckten die herbeigerufenen Wissenschaftler dort ein umfangreiches Grabhügelfeld, welches wie der goldene Becher aus der Bronzezeit stammt. Die Archäologen entnahmen dem Feld mehr als 100 Bestattungsgefäße aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit (etwa 10. bis 6. Jahrhundert v. Chr.). Zumindest über die Begräbnisriten jener Menschen aus der so genannten Ems-Hunte-Gruppe, die lange vor den Germanen die nordeutsche Tiefebene besiedelte, hat man durch diese Ausgrabungen etwas mehr Kenntnis erlangt. Im Zusammenhang mit den Funden vom Riedberg reifte nun die Erkenntnis, dass der vorchristlichen Geschichte von Uelsen ein dauerhaftes 'Denk-Mal' geschaffen werden sollte — etwas, das attraktiver ist als ein paar Ausstellungsstücke in einer Glasvitrine. Bernd Wever, Bürgermeister von Uelsen, brachte die Idee eines Bronzezeithauses ins Gespräch. Der Grabungsleiter der Ausgrabungen am Riedberg, Michael Wesemann (Landesamt für Denkmalpflege) und der ehrenamtliche Kreisbeauftragte Eckhart Woide griffen diese Idee begeistert auf und lieferten erste Pläne für eine solche Rekonstruktion. Auch einige Aktive des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) Uelsen konnten für eine Teilnahme an diesem Projekt gewonnen werden.

BauschildBürgermeister Wever konnte seine Ratskollegen überzeugen, sowie bei der Euregio in Gronau erreichen, dass das Projekt 'Bronzeithaus' als förderungswürdig eingestuft wurde, da es den grenzüberschreitenen Tourismus fördert. Als Bauherr stand die niederländische Stiftung Ribo bereit, die schon anderenorts in der Grafschaft für kosteneffiziente Umsetzung von Projekten sorgte. Architekt Horst Jäkel aus Nordhorn übernahm die Bauleitung. Er hatte schon andere ungewöhnliche Bauvorhaben erfolgreich umgesetzt, z.b. die Aussichtstürme auf dem Isterberg (zwischen Nordhorn und Bentheim) und dem Lönsberg in Hesingen (Samtgemeinde Uelsen), swoie die Klosterkapelle in Frenswegen bei Nordhorn. Den Aufbau des Hauses übernahmen die Zimmerleute der Werkstätten für Denkmalpflege aus Quedlinburg. Sie erwiesen sich als Könner ihres Faches. Sie verwendeten 40 - 50 Jahre alte Eichenstämme aus dem Harz. Mit Feuer wurden die Stämme am unteren Ende verkohlt und dadurch vor dem Verfaulen geschützt. Die Pfosten des 20 Meter langes Hauses sind mit Schotter verkeilt in die 1 Meter tiefen Erdlöcher eingelassen. Es gibt kein Fundament. Soweit möglich, wurde beim Bau des Hauses generell auf modernes Baumaterial verzichtet. Die Seitenwände bestehen aus Flechtwänden mit Lehmputz. Die Flechtwände — Matten aus geflochtenen Weideruten — lieferte die Firma de Jong aus Hengelo. Der Putz, eine Mischung aus spanischem Lehm, Sand und Hanf wurde mit zeitweiser Unterstützung durch Schüler des Gymnasiums Uelsen nach alter Art aufgetragen. Im Eingangsbereich des Hauses (Stirnseite) ist zur besseren Anschaulichkeit ein Segment absichtlich nicht innenverputzt. Deutlich ist dort die Weidenmatte zu erkennen. Auch der Boden des Hauses ist aus Lehm, den die Firma Oldekamp aus Emlichheim mit der Hilfe von Schülern fachgerecht plan stampfte.

Gerüst Bronzezeithaus Verbindungen ohne moderne Hilfsmittel

Der Rohbau des Bronzezeithauses. Soweit möglich wurden keine modernen Baumaterialien verwendet

Das Dach ist aus Riet, der allerdings nicht aus dieser Region, sondern aus Masuren in Polen stammt. Insgesamt rund 1400 Bündel Riet ergaben eine etwa 30 - 40 Zentimeter dicke Dachschicht, für die eine Lebensdauert von rund 80 Jahren angesetzt ist, je nach Dachneigung und Himmelsrichtung.

Innenansicht Seitenwand

Innenansicht. Rechts: Seitenwand einmal verputzt und unverputzt.

 

Eingangstür StirnseiteInsgesamt nur drei Monate hat die Fertigstellung des Bronzeithauses gedauert. In seiner Ansprache zum Richtfest am 19. Mätz 2005 würdigte Dr. Eckert neben der historischen Bedeutung des Projektes auch die "unglaublich kurze Zeit zwischen der Idee und der Verwirklichung. Am 10. Juni 2005 war das Haus offiziell fertiggestellt und wurde an die Gemeinde Uelsen und den VVV übergeben. Mit einem zweitägigen Programm am darauffolgenden 11. und 12. Juni, bei dem Mitglieder des VVV und des Vereins Archae aus Ganderkesee geschichtliches Treiben darboten, wurde das Bronzezeithaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben der touristischen Attraktivität verbindet sich mit dem Bronzeithof auch die Hoffnung allgemeinen Interesses für die frühe Geschichte des Fleckens Uelsen, insbesondere bei den jüngeren Menschen.

S. Freinatis    

StirnseiteSeiteneingangHelfer bei der Arbeit

Nach Fertigstellung. Ohne die Mithilfe ehrenamtlicher Helfer hätte es sicher länger gedauert. Hier: Suche nach Metallresten im Ried.

Michael Wesemann erläutert

 Michael Wesemann bei Erläuterungen vor jungen Gästen
 (Foto: Geert Vrielmann-Jacobs)

  Ofen beim Bronzezeithaus
(Foto: Tea Delke-Janssens)

 

Screenshot Flyer

Die "Bronzezeit Freaks", insbesondere Geert Vrielmann-Jacobs vom VVV, haben einen Flyer zum Bronzezeithaus entworfen (2 Seiten A4 Querformat). Hier Download (pdf, 1MB).

Hier mehr über den Bronzezeithof Uelsen: www.bronzezeithof.de.

 Geografische Position Bronzezeithof (Parkplatz) 
 52°29.208'
 Nord
6°52.544'
 Ost

 

 

Quellen:

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Erstellt: 14.07.2005, letzte Änderung: 29.05.2014   www.Uelsen-und-Umgebung.de