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von Hans-Joachim Freinatis
Vorwort |
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Die Personenstands-Nachweisung, 1864 im Dorf Uelsen erhoben, ist eine wichtige Ergänzung zur Einwohnerliste von 1855. Führte die Liste jede Person, auch die Kinder, mit Namen, Alter und Konfessionszugehörigkeit auf, so gibt diese Aufstellung interessante Einblicke in die wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Einwohner. Aus Angabe des Grundbesitzes und des Viehbestandes lassen sich Rückschlüsse ziehen, erst recht, wenn Lohn- und Gehaltsangaben vorliegen. Steuerliche Gesichtspunkte spielen eine Rolle, denn "Militair-Personen, Ueber 60jährige Personen und Arme" sind im Vordruck als steuerfrei zu rechnen.
Ein Vergleich beider Erhebungen ergibt, daß die Einwohnerzahl in den 9 Jahren nur unwesentlich auf nunmehr 1001 Personen gestiegen ist. Es ist eine geringe Fluktuation erkennbar.
Für den Suchenden ist es von Vorteil, daß die Hausnummern beider Listen noch identisch sind. Einige Hausnummern, die 1855 nicht erwähnt wurden, werden jetzt als bewohnt genannt und umgekehrt. Ob es sich dabei um Neubauten, zeitweilig leerstehende Gebäude bzw. Abrisse handelt, bleibt vorerst der Spekulation überlassen.
Die Zahl der Weber, die bereits 1855 an der Spitze der am häufigsten genannten Berufe stand, hat sich von 29 auf 33 erhöht. Auch muß es genügend Arbeit für 9 Schuster (+2) gegeben haben. Mit 12 Gast- und Schankwirten sind die Einkehrmöglichkeiten unverändert geblieben, aber in einigen Fällen wird ein zusätzlicher Handwerksberuf genannt. Einen deutlichen Rückgang gibt es bei den Holzschuhmachern und dem Handel. Neu in der Rubrik "Stand oder Gewerbe" sind ein Seiler, ein Kupferschmied und 2 Lumpensammler. Das Handwerk insgesamt bildet 10 Lehrlinge aus und beschäftigt 8 Gesellen.
Eine Veränderung der Wortwahl ist auffällig: Der "Raseur" ist verschwunden, aus dem "Kleidermacher" wird der Schneider (15), aus dem "Arbeitsmann" der Arbeiter. Die Anzahl der letzteren hat deutlich zugenommen. Nur in einem Fall (Ziegeleiarbeiter) erfährt man näheres.
Den Frauen bleibt neben dem Haushalt (nur unter "Bemerkungen" erwähnt) die Nennung als Näherin (4), Dienstmagd (20), Arbeiterin (23) und Tagelöhnerin. In wenigen Fällen gibt es die Notiz, daß die Töchter weben.
Wichtig für den Wohlstand der Familie in Uelsen war auch um diese Zeit sicher noch der Anteil an Lebensmitteln, den man selbst erzeugte und somit nicht kaufen mußte. Für die meisten Haushaltungen ist Landbesitz angegeben. Allein 108 (!) Familien verfügen über Milch von einer oder mehreren Kühen, für die es einen Hirten gab.
Auch die Zahl der Haushaltsvorstände, die als Gewerbe den Ackerbau angeben, ist mit 22 beträchtlich. Wenn man sich den dazu gehörenden Grundbesitz anschaut, kommen allerdings Zweifel, ob diese Morgenzahl allein zum Leben reichte. So mußte man vielseitig sein. Ein Beispiel: Lucas Vedler war Fracht-Fuhrmann, trieb Ackerbau auf 10 Morgen und webte in der Zwischenzeit. Davon mußte eine 6 köpfige Familie versorgt werden. Offensichtlich ausreichend, denn es wurde noch ein Knecht beschäftigt.
Die Übertragung der alten Aufstellung in die gedruckte Form möge allen Heimatfreunden, Familienforschern und soziologisch Interessierten nützen, die eine schnelle Information ohne viele Umstände wünschen. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, wurden Rubriken zusammengefaßt. In der Spalte Viehstand bedeuten:
P = Pferd, K= Kuh, J = Jungvieh, S = Schaf.
Schweine wurden im Original nicht aufgeführt. Ich habe mich bemüht das Geschriebene möglichst buchstabengetreu zu übernehmen, insbesondere die Abkürzungen. So findet man unterschiedliche Schreibweisen.
Ein Problem besonderer Art stellte die Deutung der Währungskürzel bei den Lohn- und Gehaltsangaben dar, die voneinander abwichen und so für Unsicherheit sorgten. Schließlich fand sich eines dieser Zeichen in einem speziellen Buch als eine Abkürzung für den Reichstaler. Ich gehe davon aus, daß das abweichende Kürzel die individuelle Abwandlung eines anderen Schreibers ist, der die Angaben der Gehaltsempfänger in die sonst fertige Liste nachtrug.
Bei weitergehendem Interesse empfiehlt sich ein Einblick in die alte
Aufstellung, die beim
Heimatverein Uelsen und Umgebung e.V. in kopierter Form (17 Teile,
34 Seiten) zur Einsicht vorliegt.
H. J. Freinatis Dezember 2001 |
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Erstellt: 11.02.2001, letzte Änderung: 10.07.2005
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