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50 jähriges Bestehen des Männergesangvereines "Immergrün" Wilsum

Artikel 1930Einige Geschichtsschreiber der Grafschaft Bentheim vertreten die Ansicht, Wilsum sei von dem Germanischen Volksstamm der Wilsten gegründet; Karl der Große habe sie, weil sie unruhige Nachbarn waren, in die hiesige Gegend geschickt. Nach Prediger Wisch, der um das Jahr 1800 in Wilsum lebte, ist diese Ansicht unwahrscheinlich: denn die Grafschaft Bentheim gehörte zu Karls Zeit nicht zum Frankenlande, sondern zu Westfalen. Wilsum soll damals schon bestanden haben, denn im 9. Jahrhundert wurde es schon zum Gau Twente gerechnet. In früheren Jahren war Wilsum kein Kirchspiel; die Gemeinde mußte dem Gottesdienste in Uelsen beiwohnen. Später stand eine Kapelle, in welcher vor der Reformation dann und wann durch den Pastor in Uelsen die Messe gelesen wurde, in Wilsum. Graf Ewerwin stellte am 28. Juli 1511 bei dieser Kapelle einen eigenen Kaplan an. Diese Anstellung wurde den 16. Oktober 1515 durch den Bischof von Utrecht befestigt. Die Kapelle in Wilsum muß aber viel früher erbaut worden sein, denn in der Urkunde von 1511 steht:

"dat in verledene lange jaren, ter eere des almagtigen Gods en des heiligen confessors Anthonius, eene kapel getimmerd was."

Nach der Reformation mußten die Prediger von Uelsen Donnerstags in Wilsum eine Predigt halten. Durch einen Beschluß des Grafen Ernst Wilhelm wurde in Wilsum ein eigener Priester angestellt mit Namen Tölnerus; derselbe bezog ein geringes Einkommen in Korn. (Beschluß vom 19. November 1662). Tölnerus trat später zur römisch-katholischen Kirche über. Sein Einkommen wurde zurückgezogen, und er sah sich gezwungen, Wilsum zu verlassen.

Im Jahre 1701 wurde hier wieder ein Prediger angestellt mit einem festen Einkommen aus der geistlichen Rentamtskasse. Im Jahre 1725 wurde die jetzige Kirche gebaut. Am 2. Mai 1773 entstand hier Brand. Sechs Häuser nebst Turm und Dach der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Im spanischen Kriege hat Wilsum, wie auch die benachbarten Ortschaften, viel gelitten. Zwei Bauernhöfe sind verwüstet und nicht wieder hergestellt. Die meisten Einwohner mußten ihre Häuser verlassen und nach Holland flüchten.

Am Himmelfahrtstage gaben sich die Gesangvereine der Niedergrafschaft ein Stelldichein in Wilsum, um mit den dortigen Gesangskollegen das 50 jährige Bestehen des Vereins "Immergrün" zu feiern. Ein Festzug durchs Dorf zur Freilichtbühne unter Vorantritt der Reichswehrkapelle Osnabrück leitete die von gutem Wetter begünstigte Veranstaltung ein. Der erste Vorsitzende des Vereins "Immergrün", Herr Schüürhuis, Wilsum hieß die Teilnehmer herzlich willkommen und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die von fern und nah herbeigeeilten Sangesbrüder und Sangesschwestern vergnügte Stunden verleben würden. Der gastgebende Verein hat auch wirklich keine Mühe gescheut, die Feier würdig zu gestalten; jedoch muß leider gesagt werden, daß es ein Fehlgriff war, am Nachmittag den "Götz von Berlichingen" aufzuführen. Die Aufführung zog sich bis gegen 7 Uhr hin.

Unter Berücksichtigung der Verhältnisse paßten sich die Spieler den Rollen gut an; insbesondere waren die Darsteller des Götz und des Weislingen ihrer Aufgabe gewachsen. Der kleine Karl, Götz Sohn, erfreute durch seine kindliche Natürlichkeit.

Obwohl das Konzert offiziell ausfallen mußte und mehrere Gesangvereine bereits um 7 Uhr Wilsum verlassen hatten, brachten der Sommerfeldsche Frauenchor Nordhorn, der Gesangverein Neuenhaus und der Gesangverein Getelomoor gegen 8 Uhr auf der Freilichtbühne gesangliche Vorträge. Die Jubelfeier endete mit einem Ball im geräumigen Festzelt.

 

Quelle: Grafschafter Wochenschau in Wort und Bild, 1929, Nr.19, vom Sonntag, den 12.05.1929.
Artikel zur Verfügung gestellt von Dirk Sichler, Uelsen.

 

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Erstellt: 26.09.2002, letzte Änderung: 11.07.2005    www.Uelsen-und-Umgebung.de