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Der Hohlweg "De Helle"

von Geert Vrielmann-Jacobs


Hohlweg Zeichnung

Zeichnung des Hohlweges
von Martin Schröer

In der ersten topografischen Karte unseres Gebietes von 1854 ist ein fast geradeaus führender Fußweg von Uelsen nach Wilsum verzeichnet und so ist er bis 1999 im Norden von Uelsen erhalten geblieben. Der Weg zweigt in der Gabelung Hardinghauser Straße / Becke-Daale ab und führt über - man kann fast sagen 'durch' - den Rammelsberg zum Uelser Esch (siehe Kartenausschnitt). An dieser Stelle ist er auf ca. 300m Länge ein besonders ausgeprägter Hohlweg. Die Entstehung eines Hohlweges ist so zu erklären:

Die seitlich angrenzenden Äcker wuchsen im Laufe vieler Jahrhunderte durch das Aufbringen von Plaggendung bis zu Mannshöhe (pro Jahr etwa 1mm). Die Plaggen wurden von unseren Vorfahren auf den Heideflächen flach abgestochen, in der Sonne getrocknet und im Herbst als Einstreu in die Schafställe gebracht. Stroh war naturgemäß knapp. Im Frühjahr kamen die mit Kot und Urin durchsetzten Plaggen als Dünger auf die Äcker. Da der Weg nach Süden hin ein verhältnismäßig starkes Gefälle hat, fließt bei heftigen Regenschauern das Wasser in einer Richtung ab und nimmt dabei Sand mit, wie man es auch heute noch auf der Straßenfahrbahn gelegentlich erkennen kann. Wie eine Schlucht hat sich so der Weg herausgebildet.

Hohlweg in südlicher Richtung

Viele Uelser Familien hatten auf dem Uelser Esch Grundbesitz und betrieben bis vor ungefähr 40 Jahren Landwirtschaft, auch wenn einige von ihnen damals schon andere Erwerbsquellen besaßen. Zwar verliefen rechts und links des Uelser Esch‘ mittlerweile befestigte Straßen, die den Hohlweg für manche Landwirte überflüssig machten. Aber in seinem Bestand angetastet wurde er nicht. Der Grund dafür ist einerseits, dass der Weg nicht zuletzt wegen seiner landschaftlichen Schönheit ein beliebter Spazierweg war, andererseits im Bewußtsein der Bevölkerung eine historische Bedeutung als sogenannter "Liekweg" hatte. Bevor nämlich die Nachbargemeinde Wilsum vom 13.Mai 1805 an die Erlaubnis bekam, ihre Toten auf einem eigenen Friedhof zu beerdigen, mussten die dortigen Trauergesellschaften zum Begräbnis nach Uelsen.

Dabei ging man immer den gleichen Weg. Geschichtsforscher haben herausgefunden, dass solche Wege immer am Hof des Schulzen - dem Vorsteher der Bauerschaft - vorbeiführten. Die alte Hofstelle Scholte-Meyerink bestätigt diese Tatsache. Man weiß darüber hinaus, dass der Schulze nach der Einführung des Christentums den Sarg überprüfte. Die heidnischen Vorfahren hatten ihre Leichen verbrannt und die Asche in selbstgefertigten Ton-Urnen bestattet. Das war nun nicht mehr gestattet und Scholte-Meyerink wachte darüber.

Mit großer Wahrscheinlichkeit haben unsere frühesten Vorfahren uns den Namen des Weges besorgt, der heute in aller Munde ist : "De Helle".


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Quellen

 

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Erstellt: 29.11.2000, letzte Änderung: 10.07.2005    www.Uelsen-und-Umgebung.de