Nach 325 Jahren Sonderausgabe 17. Februar 2008
Uelsens Wahrzeichen wieder in
alter Höhe von Poisson d'Avril

Endlich! Genau 325 Jahre nach dem verheerenden Blitzeinschlag in den Turm der reformierten Kirche Uelsens erstrahlt der Turm wieder in seiner alten Höhe. Heute nachmittag wurde er in einer Feierstunde offiziell eingeweiht. Seit Monaten hat sich die Gemeinde Uelsen auf diese Feierlichkeiten vorbereitet. Der Ortskern gleicht einem riesigen Volksfest. Gäste aus dem In- und Ausland sind angereist, um mit den Einwohnern des mittlerweile weit über die Grenzen der Grafschaft hinaus bekannten Ortes Uelsen diesem denkwürdigen Ereignis beizuwohnen.

Noch ungewohnt imposant ragt das Bauwerk über die Dächer des Ortes empor und verkündet vom neuen alten Uelsen. "In gewisser Weise", so der Bürgermeister, "repräsentiert dieser Turm den Mut und die Einsatz-
bereitschaft der Uelsener Bürger, das Missgeschick aus dem Jahre 1683 zu korrigieren. Wir sind wirklich stolz".

Was war vor 325 Jahren geschehen? Am 17. Februar 1683 schlug ein Blitz in den oberen Teil des Kirchturmes. Das entstandene Feuer zerstörte die Turmspitze und die Glocken. Ein vollständiger Wiederaufbau war nicht zu finanzieren, zumal die Bevölkerung noch unter den Folgen des 30-jährigen Krieges litt. Der ehemals 86 Meter hohe Turm verblieb fortan mit einer Höhe von 48 Metern.

Idee

Die Idee der Wiederherstellung der ursprünglichen Turmhöhe entstand zu Beginn dieses Jahrhunderts. Maß-
geblich hat dazu die Eigenheit einiger Bewohner Uelsens beigetragen, den Kirchturm von mindestens einem Fenster des eigenen Hauses sehen zu wollen. Diese Eigenheit resultiert aus dem Gefühl enger Ortsverbundenheit, das bei vielen Uelsenern anzutreffen

Meinungen

Es folgten viele Kontroversen. Obwohl die Frage der Finanzierung eines solchen Vorhabens noch völlig offen war, meldeten sich schon Stimmen zu Wort, die das Geld besser an anderer Stelle anzulegen wussten. Befürworter des Vorhabens hielten diesen jedoch mangelnde Verwurzelung und fehlendes Heimatgefühl vor. Ein älterer Dorfbewohner formulierte seine Zustimmung so: "Es ist schon traurig, daß wir es nach über 300 Jahren und mit den heutigen Mitteln noch nicht geschafft haben, das hinzubekommen, was unserere Vorväter mal mühevoll errichtet hatten". Nach diskussions-
reichen Monaten herrschte bald eine positive Einstellung vor. Die Möglichkeit, gemeinsam an dem Wahrzeichen des Ortes zu arbeiten, beflügelte einige Einwohner geradezu. Mehr und mehr Bürger und Firmen stellten ihre unendgeldliche Mitarbeit in Aussicht. Schon ein Jahr nach der ersten öffentlichen Diskussion war der neue Kirchturm aus Bürgersicht eine 'gemachte Sache'.

Geradezu bezeichnend ist in Uelsen auch der gute Umgang der christlichen Gemeinden miteinander. Anfängliche

ist. Dabei spielt die Konfession der Betreffenden keine Rolle, sie sehen den Kirchturm primär als zentrales Bauwerk des Ortes und weniger als Repräsen-
tant des reformierten Glaubens. Zu Beginn dieses Jahrhunderts expan-
dierte Uelsen stark. Viele neue Wohngebiete lagen außerhalb der Sichtweite des Kirchturmes. Um möglichen Konflikten zwischen Zugezogenen und Einheimischen beim Anspruch auf neue Baugrundstücke zu entgehen, wurde die Idee im Jahre 2001 auch von öffentlicher Seite diskutiert.